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Leseprobe aus "Wie, wer, das?" S. 2

Leseprobe

Es sind mir sogar noch einige etwas längere „dumme“ Kurzantworten eingefallen. Zum Beispiel sagte ich einmal: „Meine deutschen Vorfahren haben das Land, auf dem sich unsere Farm in den USA befindet, von den Indianern Mitte des 19. Jahrhunderts weder gestohlen noch gekauft, sondern lediglich geleast. Und 1996 lief dieser Leasingvertrag ab, sodass ich zurück nach Deutschland musste.“

Eher glaubte man mir, als ich (als ein ungewöhnlich ranker, schlanker Amerikaner) die Antwort gab: „Kurz nach meinem 25. Geburtstag erhielt ich per Post von der amerikanischen Staatsregierung eine Aufforderung, entweder vor Ende des Kalenderjahres mindestens zehn Kilogramm zuzunehmen oder aber das Land zu verlassen. Ich schaffte nur fünf Kilogramm – und wohne seitdem in Deutschland.“

Während meine deutschen Gesprächspartner versuchen, diese „Antworten“ zu verarbeiten, gehen unweigerlich ihre Augenbrauen in die Höhe, ihre Mienen werden skeptischer, und sie überlegen sich, ob ich sie etwa „verarschen“ will. Jedenfalls kann ich so diese Zeit der Unsicherheit ausnutzen, um die Richtung des Gespräches wieder in die richtige Bahn zu lenken.

Ohne solche kreativen Kurzantworten wäre ich manches Mal ganz schön aufgeschmissen, zum Beispiel wenn ich im Bahnhof eine Fahrkarte kaufen muss und es dabei sehr eilig habe. Dann hat es verständlicherweise nicht die höchste Priorität, meine ganze Lebensgeschichte zu erzählen.

Die folgende Situation ist nicht ungewöhnlich: Ein offensichtlich schon lange in Deutschland wohnender Ausländer, gut erkennbar aus der Ersten Welt kommend, steht am Schalter eines abseits gelegenen, verschlafenen Bahnhofs und sagt: „Ich hätte gern eine einfache Fahrkarte für den Zug auf Gleis eins, der in drei Minuten losfährt.“

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